About

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Seit über vier Jahrzehnten bewege ich mich zwischen den Welten von Tanz, Choreografie, Lehre und Forschung – mit einem tiefen Interesse für den Dialog zwischen Körper, Raum und Zeit, für außergewöhnliche Orte und für die Verbindung zwischen künstlerischem Ausdruck und gesellschaftlichem Wandel.

Meine tänzerischen Wurzeln liegen in der Limón-Tradition, die ich in New York kennenlernen durfte. Dort habe ich gelernt, wie tief ein Körper sprechen kann – und wie poetisch, persönlich und politisch Tanz ist. In New York durfte ich bei bedeutenden Persönlichkeiten des Modern Dance lernen und tanzen. Besonders möchte ich mich bei Ruth Currier, Anna Sokolow und Mary Anthony bedanken. Diese Zeit hat mein Verständnis von Bewegung und künstlerischer Integrität tief geprägt

1988 habe ich mit T.A.N.Z. - Braunschweig einen Ort geschaffen, an dem tänzerische Wahrnehmung und Experimente möglich sind und wo sich Menschen mit unterschiedlichsten Erfahrungen und Alter durch Tanz begegnen.

Heute gilt meine Leidenschaft dem reifen Körper: seiner Geschichte, seiner Würde, seiner Kraft. Mit dem Ensemble Aetas arbeite ich daran, neue Bilder vom Alter auf die Bühne zu bringen – lebendig, vielschichtig und voller Präsenz.

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Philosophie

Für mich ist Tanz so viel mehr als die Ausführung von Technik, von Schritten. Das Sein steht vor der Technik. Es geht nicht um Schritte, sondern um Präsenz, um die Kraft der inneren Bewegung.

Tanz ist für mich ein Ausdruck von Lebensenergie, von Sehnsucht, von Erinnerung.
Jede Choreografie erzählt und ist... das Leben – das was war, was ist, was sich zeigt - ohne Worte.

Wenn ich tanze oder choreographiere, kehrt sich mein Inneres nach außen. Und vielleicht berührt das, was darin schwingt, auch das Gegenüber.

Außerdem glaube ich: Jeder kann tanzen! Als ich das begriff, offenbarte sich für mich das gesamte Universum des Tanzes. 

Viele Menschen denken, sie könnten nicht tanzen, – weil sie keine Schritte kennen, weil ihr Körper nicht dem gängigen Bild entspricht, weil sie glauben, es sei zu spät. Aber das stimmt nicht.
Tanz beginnt nicht außen, sondern innen. Er entsteht nicht durch richtige, sondern durch echte Bewegungen.

Was ist Tanz?

Für mich ist Tanz eine Sprache, die allen offen steht , ganz gleich, ob Profi oder Laie, unabhängig von Alter, Erfahrung oder körperlicher Voraussetzung.

Besonders durch die Improvisation zeigen sich Bewegungen, die uns wirklich entsprechen: authentisch, lebendig, wahrhaftig.

In meinem Beruf als Choreografin übersetze ich diese individuellen Bewegungen in das, was ich fühle und sehe – gebe ihnen einen Rahmen, eine Richtung, eine künstlerische Handschrift.

Ob Kind oder älterer Mensch – der Tanz kann für alle ein Ausdrucksmittel sein. Ich verstehe meine Arbeit nicht als Vermittlung von Schritten, sondern als Einladung zum Spüren, Forschen und sichtbar werden.

Tanz ist nicht das, was gelernt – Tanz ist das, was freilegt wird.

In meinen Arbeiten begegnen sich professionelle TänzerInnen und Menschen aus anderen Lebenswelten – gemeinsam auf der Bühne.

Biographie

Sylvia Heyden ist Tänzerin, Choreographin und Tanzpädagogin in der Tradition von José Limón. Ihre tänzerische Ausbildung erhielt sie in Deutschland, Großbritannien sowie in den USA. Besonders in New York City bei den Modern-Dance-Pionierinnen Ruth Currier, Anna Sokolow und Mary Anthony, für die sie auch als Tänzerin performte.

An der NYU studierte sie Tanzimprovisation bei Sara Pearson und am Institut „Movement Research“ Contact Improvisation und Authentic Movement bei Mary Fulkerson.

Diese intensive Zusammenarbeit mit zahlreichen inspirierenden und geschätzten Kolleg*innen, Lehrer*innen, Tänzer*innen. Choreograph*innen, deren Denken und künstlerisches Arbeiten, prägen sie bis heute. Hier nur einige Beispiele: Roxane d`Orleans-Juste, Alan Danielson, Carlos Orta und Janis Brenner.

Seit 1985 entwickelt sie eigene choreografische Arbeiten, in denen sie künstlerische und gesellschaftliche Fragestellungen miteinander verbindet.

1988 gründete sie T.A.N.Z.-Braunschweig – einen Ort für Proben, Aus- und Weiterbildung sowie eine experimentelle Studiobühne für die freie Tanz- und Performanceszene. Damit schuf sie eine wichtige Plattform für zeitgenössischen Tanz in Niedersachsen.

Sylvia Heyden arbeitet international als Choreographin, Performerin und Dozentin. Seit 2004 lehrt sie an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig (Institut für performative Künste) im Bereich Physical Theatre & Performance Art. Darüber hinaus ist sie regelmäßig als Gastdozentin an Hochschulen im In- und Ausland tätig, u. a. an der Folkwang Universität der Künste in Essen, der Akademie Seni Tari (ASTI) in Indonesien, dem Vassar College (Finnland) und dem Limón Institute in New York.

Ein besonderer Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt in der intensiven choreografischen und performativen Auseinandersetzung mit außergewöhnlichen Orten, die sie als Inspirationsquelle für neue Inszenierungen nutzt. Dabei verbindet sie häufig professionelle Tänzer*innen mit tanzinteressierten Menschen aus anderen Berufen. Ihre choreografischen Arbeiten sind fest in ihren beiden Wahlheimaten Braunschweig und New York verankert.

Bis heute entstanden über 40 abendfüllende Tanzstücke, von Soli bis zu großen Ensemblestücken.

2021, während der Corona-Pandemie, entwickelte sie mit Sylvia Heyden & Company das Projekt „STEADY STATE“, das an sechs öffentlichen Orten in Braunschweig aufgeführt wurde. Dank der Förderung von Neustart Kultur und der Stadt Braunschweig konnten alle Vorstellungen bei freiem Eintritt stattfinden – als bewusstes Zeichen für kulturelle Teilhabe.

Im selben Jahr erhielt sie ein Stipendium des Dachverbands Tanz Deutschland zur Entwicklung eines spezifischen Trainings für ältere Profitänzer*innen. Dies markierte den Beginn ihrer intensiven Auseinandersetzung mit dem reifen Tanzkörper.

2022 folgten weitere Forschungsstipendien:
– zur Erforschung der authentischen Bewegung im Alter
– zur psychischen Dimension des Tanzens in reiferen Lebensphasen (Braunschweig-Stipendium)

Basierend auf diesen Recherchen entwickelte sie das Stück „Aetas“, das 2022 mit Unterstützung des Nationalen Performance Netzes, Neustart Kultur und der Stadt Braunschweig realisiert wurde. Die Produktion mit Tänzer:innen zwischen 60 und 90 Jahren fand große Resonanz.

Nach einem inspirierenden Aufenthalt in New York, wo sie 2023 als Mature Dancer eingeladen wurde, gründete sie das „Ensemble Aetas“ – ein generationenbewusstes Tanzensemble reifer Künstler:innen.

2024 erhielt sie eine Proberaumförderung der Stadt Braunschweig, die es ihr ermöglicht, dem Ensemble Aetas ein künstlerisches Zuhause zu bieten. Gleichzeitig stellt sie anderen freien Tanzschaffenden Räume für Proben, Research und Training mietfrei zur Verfügung.

New York, 1988

Braunschweig, 1989